"Ich vermute mal, es ist eine Angststörung"

Angststörung. Eine störung, die durch viel Angst hervorgerufen wird und wiederum noch mehr angst verursacht. Angststörung. Anxiety.

Nein, das ist es nicht. Es ist etwas, was den Kopf vernebelt und alles grau färbt. Es ist etwas, was mich davon zurückhält, mein Leben zu leben. Mein Leben so zu leben, wie ich es will - wie ich es mir immer vorgestellt habe. Es schlingt sich um meine Atemröhre, flüstert mir Dinge ins Ohr, vermittelt sie so glaubhaft, dass sie in meine Gedankengänge dringen. Lässt mich fliegen, lässt mich schweben uns sofort wieder auf den Boden knallen. Es ist keine Störung, die eine Zeit bleibt, sie ist mein Leben lang da, seit ich drei bin und sie wird nicht gehen. Nicht durch die beste Therapie, die tollsten Worte. Es bestimmt mein Leben, fleißt durch meine Venen wie Blut. Ich atme es ein, atme es aus, doch nie verschwindet es ganz.
Nein, es ist nichts, was man sich wieder abgewöhnen kann, es ist falsch, ein Monster und gleichzeitig ein nichts. Es lässt mein Herz rasen, mich schwitzen und im nächsten Moment zittern, rot werden wie der rote Filzstift in meiner Tasche und es lässt mich wünschen, im Boden zu versinken. Ich muss mich setzen und will im nächsten Moment weiterlaufen, fühle mich klein wie eine Maus und funktioniere nicht mehr. Es ist eingespeichert, immer der gleiche Ablauf. Finger in den Arm, feste drücken und den ganzen Druck hineinfließen lassen.

"Aber das ist kein Grund, sich zu ritzen, oder?" fragt diese Frau mit der Brille vor mir und schenkt mir ein Lächeln.
"Nein" sage ich und ziehe meine Mundwinkel mechanisch nach oben.
Wie ich dieses Wort hasse.

Wenn sie wüsste, wie es in meinem Kopf schreit.


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